Manchmal sehen selbst gebaute Möbelstücke oder auch Dekoartikel aus Holz einfach „zu neu“ aus. Ihnen fehlt eine gewisse Art von Charakter, sie wirken blass und flach. Hier kann eine alte Technik Abhilfe schaffen: Holz abflammen ist ein faszinierender Weg, um Möbel und Dekorationen mit einem antiken Touch zu veredeln. Diese Methode verleiht dem Holz nicht nur eine beeindruckende Optik, sondern schützt es auch vor Witterungseinflüssen und Schädlingen. Eine coole Handwerks-Technik für alle, die ihren Räumen, ihrem Balkon oder der Terrasse mit Möbeln, Regalen oder Accessoires aus Holz einen modern-rustikalen Charme verleihen möchten. Und wie das Abflammen funktioniert, erkläre ich hier.
Was bringt das Abflammen von Holz?
In erster Linie soll Holz durch das Abflammen alt aussehen. Bretter, Balken, Leisten oder Bilderrahmen, hölzerne Standfüße, Tischplatten, Obstkisten und Stuhllehnen bekommen dadurch einen antiken Look, der auch dem aktuellen Vintage-Trend Rechnung trägt.
Einweiterer Effekt beim Holz-Abflammen ist der Schutz des Materials vor Feuchtigkeit und Schädlingen. Schon die alten Griechen haben die Holzpfähle, die sie zum Bauen benötigten, abgeflammt. So wurde die Oberfläche veredelt und konserviert. Denn die Zellen im Holz werden durch die Hitze verdichtet, das macht sie resistent gegen Schimmel, Verwitterung, Insekten- und Pilzbefall.
Und noch etwas spricht dafür, die alte Technik des Holz-Abflammens mal auszuprobieren: Jeder, der gerne mit Holz arbeitet, kennt das Problem der Rissbildung. Risse entstehen, wenn relativ frisches Holz, das noch viel Wasser enthält, zu schnell trocknet. Dann ziehen sich die Fasern ungleichmäßig zusammen, das Holz schrumpft. Dieser Prozess findet aber nicht überall im Material gleichmäßig statt. So ziehen sich die eine Fasern zusammen, während die anderen noch quellen. Die Folge sind eben diese unschönen Risse, die im schlimmsten Fall ein eigentlich schönes Werkstück komplett zerstören können.
Holz abflammen wirkt diesem Prozess entgegen. Hierbei trocknet das Holz schon beim Bearbeiten. Dadurch sind geflammte Holzgegenstände auch uneingeschränkt für draußen, für den Garten oder den Balkon, geeignet.
Welches Holz eignen sich zum Abflammen, und was wird benötigt?
Holz abflammen funktioniert grundsätzlich mit jeder Holzart. Nadelhölzer wie Fichte oder Tanne erzielen durch ihre grobe Maserung aber meist die besten Ergebnisse, da sie relativ weich sind. Beim Holz abflammen verbrennen nämlich zunächst die weichen, hellen Teile der Maserung. Die härten Teile sind die Jahresringe, sie verkohlen nicht so schnell. Wird nun nach dem Flämmen die „Holzkohle“ von den weichen Teilen abgebürstet, erscheint der rustikale Look.
Bei harten Hölzern wie Buche, Eiche oder auch Birke klappt das Abflammen nicht ganz so perfekt. Sie sind in der Regel sehr feinporig und weisen eine eher schwache Maserung auf. Um da die Struktur hervorzuheben und mit den unterschiedlich gefärbten Mustern ein schönes und harmonisches Farbspiel zu erzielen, muss schon sehr lange abgeflammt werden.
Das braucht man zum Holz abflammen:
Um „antikes“ Holz herzustellen, braucht man nicht viel. Großes Werkzeug ist ebenso unnötig wie jahrelange Erfahrung.
Benötigt werden:
- ein entsprechendes Stück Holz
- ein unempfindlicher Untergrund, am besten im Freien
- zur Vorsicht ein Feuerlöscher oder ein Eimer mit Wasser
- eine Sprühflasche mit Wasser, um glimmendes Holz zu löschen
- feste Arbeitshandschuhe
- ein Gasbrenner oder Heißluftfön
- eine Stahlbürste
Holz abflammen – jetzt geht’s richtig los!
Viele Hobbyhandwerker scheuen sich davor, es einfach mal auszuprobieren. Sie haben Angst, dass sie das Holz damit unwiederbringlich zerstören, sie die Kontrolle über die Flammen verlieren oder am Ende kaum mehr als ein Stück rußiger Grillbriketts in der Hand halten.
Dabei ist Holz abflammen wirklich kein Hexenwerk. Mit der richtigen Vorbereitung und „Nachsorge“ lassen sich auch von absoluten Laien schöne, effektvolle Werkstücke aus Holz herstellen.
Rustikales „Altholz“ in 4 einfachen Schritten
Wenn man mit Holz und Feuer arbeitet gilt als erstes immer die Devise: SAFETY FIRST!
Bevor der Gasbrenner oder der Heißluftfön angemacht wird, sollte man sich also immer vergewissern, dass keine leicht entzündlichen Dinge in der Nähe stehen. Erst dann kann man mit dem Holz abflammen beginnen.
1: Das Werkstück vorbereiten
Zunächst werden gegebenenfalls alle Schrauben, Nägel, Scharniere oder auch Kunststoffteile aus dem Holz entfernt. Die können später sonst glühend heiß werden, sich verformen oder schmelzen.
Dann reicht es, das Holz von Hand zu reinigen und zu schleifen. Nötigenfalls kann man auch eine Schicht hobeln. Ein allzu feines Arbeiten und Glätten ist dabei aber gar nicht nötig.
2: Feuer frei!
Das „rohe“ Werkstück muss jetzt auf einer feuerfesten Unterlage abgelegt und möglicherweise befestigt werden. Dann mit dem Heißluftfön oder besser noch mit dem Gasbrenner (geht schneller, der ist heißer!) immer in Faserrichtung langsam und gleichmäßig über das Holz fahren.
Am besten kommt der Antik-Effekt, wenn eine richtig heiße Flamme genutzt wird. Je länger diese mit dem Holz in Kontakt kommt, desto dunkler verfärbt sich das Material. Ganz Mutige brennen das Holz sogar solange ab, bis die oberste Schicht wirklich richtig verbrannt ist.
Mein Tipp: Mit mehreren eher kurzen Brenndurchgängen wird das Ergebnis oft besonders intensiv.
3: Die Maserung herausbürsten
Jetzt kommt der anstrengendste Teil der Arbeit beim Holz abflammen: das Bürsten. Denn nach dem Verbrennen sieht man zunächst nichts als eben ein angekokeltes Stück Holz. Wenig attraktiv.
Aber jetzt kommt die Stahlbürste zum Einsatz!
Um den Ruß ohne Beschädigungen des Holzes abzukratzen, eignet sich am besten eine feine Drahtbürste. Die wird nun mit etwas Druck immer in Faserrichtung hin und her bewegt, bis sich der Ruß löst und die Maserung zum Vorschein kommt.
Bitte nicht quer bürsten, sonst bilden sich schnell sichtbare Kratzer!
Die Stahl- oder Drahtbürste entfernt dabei nicht nur den Ruß, sondern auch die weicheren Teile des Holzes. Die härteren bleiben stehen, sodass nicht nur eine ganz besondere dunkle Maserung entsteht. Auch die Oberfläche des Holzes verändert sich dadurch. Sie wird rauer, riffeliger und erhält dadurch einen noch kräftigeren Vintage-Look.
Sind alle verkohlten Teile entfernt, kann das Holz mit einem Lappen abgewischt werden. Und wer möchte, kann das Werkstück nun auch schleifen, damit es wieder glatt wird. Das aber nur oberflächlich, damit die Optik erhalten bleibt.
4: Nach dem Holz abflammen kommt die Versiegelung
Geflämmtes Holz ist von sich aus schon sehr unempfindlich gegenüber Witterungseinflüssen und Schädlingen. Dennoch empfehle ich, das Brett oder den Balken zusätzlich zu versiegeln.
Dazu eignen sich Wachse, Öle oder Lacke, die mit einem weichen Baumwolltuch oder einem weichen Pinsel aufgetragen werden.
Mein Tipp: Holzöl wie beispielsweise Leinöl zieht tief in das Material ein. Dadurch schützt es das Holz nicht nur gut, sondern bringt auch die Farben und Maserungen noch einmal besonders stark zur Geltung.
P.S.: Was ich aus diesem abgeflammten Kiefernbrett gemacht habe, könnt ihr hier sehen! 😃
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